Symmetrie - Gleichgewicht

Gestern hatten wir im Kadertraining (Kung Fu) das Thema Symmetrie. Wie trainiere ich, damit beide Seiten gleich stark werden (können). Natürlich hat man meist eine Lieblingsseite, eine die stärker, schneller und effizienter ist. Und natürlich möchte man dann nicht zwingend die schwächere Seite benutzen – denn das würde dem Ego die eigene Schwäche zeigen. Lieber wird die starke Seite benutzt, um sich und anderen zu beweisen, wie stark, schnell und toll man selber ist.

 

Lustigerweise habe ich dieses Thema (Ausgleich links/rechts) selber auch vor einigen Wochen aufgenommen – wenn auch in einem anderen Zusammenhang. Jede schwächere Seite hat auch ihre Vorteile. Die schwache Seite ist dafür vielleicht lockerer, schneller oder flexibler. Was in der Physis möglich ist, ist auch in der Psyche möglich.

 

Das Akzeptierende, Nachsichtige, Tolerante wird in einer dominanten Weltanschauung oft als schwach und somit nicht lebensfähig angeschaut. Dass dieses Akzeptierende sehr wohl auch seine Vorteile birgt, ist halt auf den ersten Blick nicht sichtbar.

 

Manche Probleme lassen sich mit Geduld und Verständnis besser lösen als mit Durchsetzungskraft und Autorität. Ein Mensch will nicht gebrochen, sondern verstanden werden.

 

Und doch… das eine geht nicht ohne das andere. Akzeptanz ohne eine klare Grundhaltung, ohne klare Linie ist ebenso sinnentleert wie autoritäres Führen ohne Verständnis für das Individuum.

 

Das Stärkere ist nicht besser als das Schwache. Und jedes Schwache kann auch stark sein. Es kommt auf die Perspektive an. Und auf die Balance, die Symmetrie.

 

 

Gedanken von Anna Morf ©