Kampfsportler sind aggressive Schläger - oder etwa nicht?

Manchmal werden Kampfsportler als dumpfe, aggressive Schläger dargestellt. Menschen, die ihre Aggressionen nicht im Griff haben. Menschen, die andere Menschen gerne schlagen.

 

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Das mag für ein paar wenige stimmen. Doch die Mehrheit sieht ganz anders aus. Vielleicht würdest du 90% gar nicht als Kampfsportler oder Kampfkünstler erkennen.

 

So gewalttätig die «Martial Arts» aussehen mögen im Zweikampf – das ist nur in der aktuellen Situation so. Das bedeutet nicht, dass die Kampfsportler ein Aggressionsproblem haben.

 

Was Kampfsportler, die sich im Zweikampf aneinander messen, aber gelernt haben, ist:

Im richtigen Moment das richtige Mass an Aggression aufzurufen und dabei möglichst cool zu bleiben.

Kein guter Kampfsportler will wild vor Wut kämpfen, denn dann verlierst du. Du willst maximal ruhig bleiben, aber du willst nicht entspannt sein. Du weisst, dass ein gewisser Grad an Stress/Erregung deine Leistungsfähigkeit auf die Spitze treibt, aber du willst nicht blind vor Wut werden.

 

Dass Kampfsportler sogar nützlich sein können, beweist ein Artikel vom 5. Juni 2024. 

 

Ein Gefängnisinsasse schlug im Gewaltrausch zwei Wärter nieder – und konnte erst, nachdem der Ergotherapeut mit Kampfsporterfahrung mit eingriff, unter Kontrolle gebracht werden.

 

Unter Stress aber möglichst cool - wie das? Dank Kung Fu

Wie erreichen wir das? Indem wir trainieren.

 

Wir trainieren die Bewegungsabläufe, bis sie automatisiert sind und wir nicht mehr denken müssen, weil wir die geistige Kapazität für die Unvorhersehbarkeit des Kampfes brauchen (wo ist ein Loch/eine Türe/weitere Gefahrenherde…).

 

Wir trainieren den biochemischen Cocktail von Stress auszuhalten – damit wir nicht davon überschwemmt werden und den «Kopf verlieren». Natürlich anfangs in kleinen Dosen, aber je länger man dabei ist, desto höher wird die Stressdosis.

 

Dieses Stresstraining kann wie folgt aussehen:

  • Andere Reize (laute Musik, Schreien etc.)
  • Höheres Tempo
  • Mehr Kontrahenten (statt nur 1)
  • Einschränkung des Bewegungsradius/der Sinne (z.B. mit geschlossenen Augen, auf Klötzen, mit nur 1 Arm etc.)
  • Gegenüber hat ein Werkzeug mehr (Schlag- oder Stichwaffe)

Das wird alles zuerst im freundschaftlichen Rahmen trainiert, damit wir die Bewegungsabläufe kennenlernen. Doch es darf nicht bei dem «gemütlichen» Setting bleiben. Warum nicht? Weil wir im gemütlichen Setting der Illusion verfallen könnten, dass wir schon wahnsinnig gut sind und es mit allen aufnehmen können. Wir werden also grössenwahnsinnig.

Kampfkunst: sich gelegentlich selber über die Grenze schubsen.

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Es ist also wichtig, dass Frauen auch mit Männern (irgendwann) trainieren, um sich an die Kraftunterschiede zu gewöhnen. Und auch die Fähigkeit entwickeln, mit diesen Unterschieden umgehen zu lernen (Kraftaufbau, Schnelligkeit, Technik…).

 

Es ist also auch wichtig, die Techniken unter erschwerten Bedingungen zu praktizieren – und dabei so an die Grenzen zu gehen, dass die Techniken eben NICHT mehr funktionieren. Damit wir merken: Es gibt immer Situationen, wo sich nicht funktionieren. Und du blitzschnell umdenken musst. (Danach setzen wir die Teilnehmer/innen natürlich wieder in das gemütliche Setting, um sie zu «beruhigen»).

 

Es ist also wichtig, dass Kleinere auch mit Grösseren trainieren. Und Grosse mit Grossen. Kleine mögen schneller sein und andere Techniken anwenden. Grosse mögen dafür stärker sein und arbeiten mit ganz anderen Winkeln als Kleine. Diese Trainings speichern sich dann als Erfahrung ab. Aber auch Grosse müssen sich zwingen mit gleich grossen oder grösseren zu trainieren. Aus offensichtlichem Grund...

Kung Fu ist auch: Frust erleben und aushalten. Und wieder aufstehen.

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Es ist natürlich wichtig, dass wir dabei darauf achten, wann genug ist. Im Sinne der Stressbelastung ist es aber auch wichtig, ab und zu über diese Grenze hinauszugehen – und durchzubeissen. Um danach wieder in der Komfortzone zu trainieren.

 

Das reguläre Training bildet dabei den Boden der Resilienz. Das Über-die-Grenze hinausgehen ist aber der Dünger, der ab und zu abgegeben werden muss.

 

Kein Kampfkünstler wurde je gut, ohne mal über diese (vermeintliche) Grenze hinüber zu gehen. Denn unser Ego sagt uns nämlich viel zu früh, dass jetzt «Schluss» sei. Und wenn wir lernen, dass wir zu mehr fähig sind als wir meinen, dann erst werden wir selbstbewusst und resilient.

 

Nach X Schlägen zu stoppen weil die Arme schwer werden ist normal. Doch dann noch 2 anzuhängen und zu «beissen» - das schaffen alle. Und das erst macht dich stärker und resilienter.   

Das bedeutet nicht, dass wir alle besiegen können. Das bedeutet nicht, dass wir nie verletzt werden können. Im Gegenteil: Wenn du über deine Grenzen gehst, wirst du unweigerlich versagen. Wir lernen das zu akzeptieren und dann zu optimieren (aka Training). Weil wir das immer wieder erfahren, wissen wir genau, dass wir verletzbar sein können. Wir wissen genau, dass jemand stärker, schneller, grösser sein könnte.

 

Aber wir können das mit unseren positiven Erfahrungen mit in die Waagschale werfen – und entsprechend umsichtig, bestimmt und kalkuliert agieren.