Disziplin im Wandel der Zeit oder Adieu Guru/Meister?

Als ich früher noch Kinder Kung Fu unterrichtet habe, war eines der Bedürfnisse der Eltern, die die Kinder ins Kung Fu gebracht hatten, dass die Kinder Disziplin lernten. Dass die Kinder lernten, ihre Impulse zu kontrollieren. Dass sie lernten zuzuhören, still zu sitzen und auch still zu sein. Natürlich sollten sie ihrem Bewegungsdrang auch nachgehen können, aber sie sollten die Balance lernen:

 

Einerseits sich bewegen und wehren können. Andererseits aber auch lernen still zu sein und kontrolliert zu sein.

 

Nun, ihr könnt euch vorstellen: So einfach ist das nicht.

 

Disziplin lernt man nicht in einem Kurs. Ich kann den Kindern nichts beibringen, dass sie zuhause auch nicht vorgelebt bekommen. Ich kann ihnen im Kurs zeigen und sagen, was ich erwarte – ob sie das aber auch wirklich integrieren können… Dafür ist eine Lektion pro Woche einfach zu wenig.

 

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Langjährige Teilnehmer/innen die regelmässig ins Training kommen: Ein Traum jedes Anbieters.

Erwachsene sind da ein bisschen anders. Sie haben unter Umständen bereits gelernt, ihre Impulse zu kontrollieren. Haben also schon eine gewisse Disziplin sich (vielleicht) angeeignet. Doch du ahnst es: Es geht noch mehr.

 

Zu wissen, wann man handeln kann und soll und zu wissen, wann man besser nicht handelt – das ist eine grosse Kunst. Und die hängt nicht mit dem Meistergrad im Kung Fu zusammen. Er kann korrelieren, muss aber nicht.

 

Natürlich wünscht man sich als Kung Fu Instruktor/in (oder auch in anderen Stilen), dass die Teilnehmer/innen möglichst oft ins Training kommen und möglichst lange dabei bleiben. Während man dieses Ziel in den 90er-Jahren mit dem „Guru“-/“Meister“-Denken noch erreichen konnte, ist die Situation heute anders. Lass es mich mal ausführen:

Die 1990er-Jahre

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Die globale Vernetzung war im Vergleich zu heute kaum existent. Informiert hat man sich über Zeitungen und Magazine sowie TV. Es war schwierig, das passende Angebot für sein Bedürfnis zu finden. Und wenn man etwas gefunden hat, das zu 90% gepasst hat, war man schon froh, nach so langer Suche etwas „fast-perfektes“ gefunden zu haben.

 

Das Angebot war knapp – und somit waren die Anbieter in der stärkeren Position. Wenn die kritische Masse überwunden war und die Leute zu dir fanden, konnte man das Angebot noch mehr verknappen und die Preise somit hochtreiben. Aufgrund mangelnder Alternativen pilgerten die Leute auch an ganz weite Orte um dem Guru oder Meister nahe zu sein. Natürlich konnte der Guru oder Meister auch Dinge behaupten – und widerlegen war dabei schwierig. Wer sollte das schon widerlegen können? Google gab’s noch nicht… Und Gratiszeitungen auch nicht.

Aus dieser Machtposition durfte sich ein Guru auch erlauben, Forderungen zu stellen. „Du musst xy erledigen, x Mal ins Training kommen, x Stufe erlangt haben um…“. Aufgrund mangelnder Alternativen fand man sich als „Schüler“ gezwungen, den Forderungen nachzukommen.

 

Damals konnte man noch verlangen, dass jemand eine Übung macht: Dumpf und ohne Erklärung. Denn der „Meister“ hat das ja verlangt – und recherchieren konnte man wenig darüber.

 

Doch die Zeiten haben sich geändert. Und die Menschen verändert.

 

Die Jahre ab 2015

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Die modernen Medien haben unsere Welt nachhaltig verändert - und zwar in allen Bereichen.

Die globale Vernetzung ist schon völlig in unserem Alltag integriert. Facebook, Instagram, Google sind nicht mehr wegzudenken. Du wirst von allen Seiten inspiriert und hast unzählige Möglichkeiten. Du kannst dir Angebote ganz nach deinem Bedürfnis online raussuchen und ausprobieren. Wenn etwas nur zu 90% passt, wird es mal auf die Warteliste gesetzt – bis du dann das Angebot gefunden hast, das zu 100% passt. Wenn du möchtest, kannst du online alles recherchieren, von Reisetipps, zu Kochtipps, zu Tanzvideos, Schritt-für-Schritt-Anleitungen - die Welt steht dir online offen. Und du kannst jede Frage online recherchieren und beantwortet erhalten. Behauptungen können heute widerlegt werden.

 

Das bietet Möglichkeiten, aber auch Herausforderungen. Die Kundschaft ist anspruchsvoller geworden, die Konkurrenz grösser. Du kannst von den Teilnehmer/innen immer noch fordern, dass sie eine Übung lange und oft wiederholen, doch sie möchten nun wissen warum – oder vertrauen dir in einem so hohen Masse, dass Fragen obsolet werden. Doch dieses Vertrauen kommt auch nicht von ungefähr, sondern baut sich langsam auf (durch Wertschätzung, Fragen-können, Erklärungen erhalten, auf Augenhöhe kommunizieren, Offenheit).

 

Du wirst als Anbieter gefordert, dir genau zu überlegen, wen du eigentlich ansprechen willst – und bist von der Kundschaft implizit aufgefordert, dich stets mit ihnen zu verändern. Denn wenn sie sich verändern, du aber nicht, sind sie halt bald weg.

 

Das Gute ist: Du veränderst dich ja auch konstant. Wenn du das Herz und die Augen offen hältst, findest du auch immer jene Leute, die zu dir passen. Und wenn du offen gegenüber ihren Bedürfnissen bist, kannst du auch evaluieren, welche Angebote du effektiv anbieten willst.

 

Der neue Ursprung der Disziplin in der aktuellen Welt

Was mich zum eigentlichen Kern des heutigen Blog-Beitrags bringt:

 

Forderungen zu stellen ist heutzutage kaum mehr möglich. Es gibt unzählige Alternativen. Du kannst nicht mehr Dinge von deiner Kundschaft verlangen. Ein Umdenken ist nötig.

 

Die Menschen blieben früher länger einem Stil treu, weil es einfach zu wenig Alternativen gab. Sie zeigten aufgrund dieser mangelnden Alternativen eine hohe „Disziplin“. Gekoppelt an den Forderungen des „Meisters“.

 

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Ausprobieren, aneinander und miteinander trainieren und wachsen

Heute wollen die Leute Spass an ihrem Hobby haben. Ungeachtet ob es sich um Malen, ein Selbstverteidigungskurs, Tanzen, Yoga, Kung Fu oder Musizieren handelt. Solange sie Spass haben und sich darin verlieren, bleiben sie dran. Solange sie sich dabei „spüren“ und sich in der Gemeinschaft wohlfühlen, bleiben sie dran. Solange sie sich wertgeschätzt und als Mensch gesehen fühlen, bleiben sie dran. Das ist die Natur des Menschen. Dies zu erkennen und sie zu nutzen, DAS ist die Kunst.

 

Das ist eine neue Art der Disziplin. Disziplin im Sinne des Dranbleibens und der Impulskontrolle war es in den 90er Jahren und seit 2015. Doch der GRUND, der BODEN aus der die Disziplin erwächst, ist ein anderer.

 

Wir lernen im Kung Fu, unsere Impulse zu kontrollieren. Wir werden mit uns selber und durch andere konfrontiert. Wir lernen unseren Impulsen zu vertrauen und unseren Körper zu stählen/schneller/geschmeidiger zu machen. Wir lernen zu warten. Wir lernen zum richtigen Zeitpunkt zu reagieren. Wir lernen mit Frust umzugehen, einzustecken und trotzdem weiterzumachen.

 

Doch das DRANBLEIBEN, diese "Disziplin" am Stil an sich, die hat nun einen neuen Antrieb. Für uns, die Kampfkunstschmiede, ist der Antrieb geschmiedet aus folgenden Elementen:

  • Wir lieben was wir tun
  • Wir schätzen einander und kommunizieren offen miteinander
  • Wir fördern einander
  • Wir sind eine Gemeinschaft
  • Wir trainieren auf Augenhöhe

Das tönt jetzt nach Marketing-Blabla, ich weiss. Doch bei uns schlägt sich das auch in der Kommunikation nieder. Wir haben keine „Schüler“ sondern Teilnehmer/innen. Wir haben keine Vorgabe, wie oft jemand ins Training kommen muss um eine Prüfung zu absolvieren sondern schauen den/die einzelne/n Teilnehmer/in individuell an. Wir haben kein „Kader“ sondern haben eine „Crew“ bzw. ein „Team“ das die Trainings leitet. Wir lachen und machen Fehler, probieren aus und lernen voneinander. Wir sind einfach da, um miteinander zu trainieren.

 

Hast du Lust bekommen, mit uns zu trainieren? Dann melde dich jetzt an! Wir freuen uns auf dich.